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20 Mai 2021

Mental Health? Ist das prüfungsrelevant?

Mental Health? Ist das prüfungsrelevant?
Das Tiermedizin Studium ist zeitintensiv, anspruchsvoll und bringt eine hohe Stressbelastung mit sich. Soviel ist bekannt. Doch was genau bedeutet dieser Stress für uns? Der permanent hohe Anspruch an unsere Leistungen und uns selbst äußert sich für die meisten KommilitonInnen in einer starken Ausprägung von Selbstironie und Galgenhumor. Aber der forschende Blick hinter unsere Witze über regelmäßige Nervenzusammenbrüche und die Erlösung durch Alkoholismus zeigt oft auch den Funken Wahrheit in widerwilliger Akzeptanz.

Was bedeutet „Mental Health“ überhaupt?

„Mental Health“ ist ein Thema, das immer häufiger in öffentlichen Diskussionen aufgegriffen wird, seine Vorurteile aber leider noch nicht abschütteln konnte. Vor allem im ständigen Generationenkonflikt, der so manche berufspolitische Diskussion prägt, wird der ernsthafte Versuch über „Mental Health“ zu sprechen geradezu zur Gratwanderung zwischen essenziellem Gesundheitsfaktor für Studierende und Arbeitnehmer und neumodischem Luxusproblem, das man noch nicht ganz versteht. Das Thema ist schwierig. Psychische Gesundheit ist nicht greifbar und das macht sie für uns manchmal schwer nachvollziehbar. Wir müssen uns jedoch bewusstwerden, dass das ihrer Relevanz keinen Abbruch tut.

Was verbirgt sich überhaupt hinter dem Begriff „Mental Health“? Laut WHO ist „Mental Health“, das psychische Wohlbefinden bzw. das Fehlen einer psychischen Erkrankung. Psychisch gesund ist, wer sich in zufriedenstellendem Maße emotional und verhaltenstechnisch auf seine Umgebung einstellen kann. Ausschlaggebend dafür ist die subjektive Wahrnehmung der eigenen Effizienz, Unabhängigkeit und Kompetenz zur Selbsterfüllung und im Umgang mit Stresssituationen. Die eigene Perspektive wird ergänzt durch das regelmäßige Feedback unserer Gemeinschaft, mit der wir unseren selbstbestimmten Wert bestätigen.2

Die primären Werte unserer modernen Gesellschaft richten sich leistungsorientiert nach Effizienz und konstanter Produktivität. So fallen Gespräche über Unsicherheiten und Schwächen natürlicherweise schwer. Gefestigte Stereotypen über Mitmenschen, die psychische Erkrankungen oder eine Therapie offenbaren, beinhalten noch ein pessimistisches oder emotional instabiles Bild, gegebenenfalls mit vermeintlich verminderter Verlässlichkeit und Belastbarkeit in Beziehungen und Beruf. Glücklicherweise sind die psychische Gesundheit und ihre Behandlungen mittlerweile in der Gesellschaft und in der Medizin wesentlich präsenter geworden. Es ist deswegen weiterhin zwingend erforderlich mit solchen Vorurteilen aufzuräumen, um offene Gespräche und Hilfe auch in Zukunft zu ermöglichen.

Stress und Überforderung im Studium. Ganz normal, oder?

Wie steht es um die psychische Gesundheit der Tiermedizinstudierenden? Wie schon anfangs erwähnt, ist die hohe Stressbelastung für uns nichts Neues. Sie wird im Gegenteil sogar als unausweichlich und daher alltäglich wahrgenommen. Als Tiermediziner weiß man aus der Physiologie, dass Stressoren, seien sie körperlicher oder psychischer Natur, unser sympathisches Nervensystem anregen. Es folgt die klassische „fight or flight“ Reaktion des Körpers. Mit der Ausnahme, dass es selten physisch etwas zu bekämpfen gibt, und Weglaufen meistens auch keine reale Option ist. Die körperliche Reaktion geht damit ins Leere und frustriert zusätzlich. Die Stressoren selbst sind vielseitig: die eigene Heraus- oder Überforderung in Anbetracht der schieren Menge an Lerninhalten, Versagensängste und Minderung des Selbstwertgefühls bei Fixierung auf „gute“ Noten, Probleme in Freundschaften oder der Beziehung, die es selbstverständlich auch neben dem Studium zu bewältigen gilt. Ein massiver Stressor kann für Studierende die Prüfungsangst sein. Die Angst vor Bewertung löst in den Betroffenen das Gefühl von Ohnmacht aus und die Sorge vor Konsequenzen in Form von schlechter Leistungsbewertung oder der negativen Reaktion von Freunden und Familie. Chronisch kann dieser Stress zu Depression, geprägt von Hoffnungs- und Antriebslosigkeit, oder einem Burn-out, einem permanenten Ermüdungsgefühl ,  führen. Vielen von uns sind Formen dieser Emotionen aus besonders harten Prüfungsphasen, wie zum Beispiel dem Physikum bekannt. Hier ist es wichtig auf uns selbst zu hören, uns Erholungsphasen zu gönnen – uns vielleicht zu einem Urlaubssemester zu entschließen – und nach Hilfe zu fragen, wenn wir dem Ganzen selbst nicht mehr beikommen können.

Indem man sich an seine Lieben wendet, oder sich dazu entschließt professionelle Hilfe anzunehmen, verliert man weder seine Unabhängigkeit noch seine Stärke. Es mangelt einem weder an Disziplin noch an Motivation. Und wenn man seine Sorgen ernsthaft teilt oder Schwächen eingesteht, bedeutet das nicht zwangsweise den Verlust von Rückhalt und Liebe durch Freunde und Familie.

Wir sollten außerdem aufhören uns hinter Plattitüden wie „Das ist eben das Veti-Schicksal.“ zu verstecken. Stresssituationen, vor allem in diesem anspruchsvollen Studium, mögen zwar manchmal unumgänglich sein, das rechtfertigt und normalisiert sie aber in keinem Fall. Es hilft das Kind beim Namen zu nennen. Wenn etwas mies läuft, sind Schimpfwörter erlaubt! 

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